16. November 2024
Puerto Madryn, Argentinien
Nach einer ruhigen Nacht, erreichten wir heute am Morgen den Hafen von Puerto Madryn, eine argentinische Kleinstadt mit ca. 70.000 Einwohnern, sehr trocken aber bekannt für seine sehr starken Pampawinde, welche uns noch Probleme bereiten sollten. Die Sonne schien, und das Wasser sah ruhig aus, als wir versuchten am Kai, eigentlich eher ein sehr langer Steg in den Golf von Nuevo hinaus, fest zu machen. Es bließ der gefürchtet starke Wind und das Anlegemanöver gestaltet sich äußerst schwierig, dauerte wesentlich länger wie eigentlich geplant.
Auf dem schmalen Steg warteten bereits die Ausflugsbusse auf Ihre Passagiere, und die Erleichterung war bei Allen groß, als das Schiff fest vertäut war. Bei der Freigabe des Schiffes, erklärte der Kapitän, dass man schon darüber nachgedacht hatte das Anlegemanöver abzubrechen und weiter zu fahren - wir sind absolute Glückskinder, dass dieser Fall nicht eingetreten ist.
Sicher bietet die Stadt Puerto Madryn auch einige Sehenswürdigkeiten für Ihre Besucher, wir aber hatten für heute einen Ausflug mit AIDA zur Halbinsel Valdez mit ihrer vielfältigen Tierwelt gebucht, die Halbinsel Valdez, welche die Bucht vom offenen Meer im Norden abgrenzt und eine einmalige, von vielen Tieren genutzte Oase schafft.
Unsere Tour heute führte uns entlang der Bucht Golgo Nuevo bis zu dem schmalen Steg, der die Halbinsel mit dem Festland verbunden hat. Von da an, beim Eintritt in den Nationalpark, führte uns der Weg nur noch über Schotterpisten, sehr eben, ca. 20 Meter breit, ohne Schlaglöcher, aber dafür stellenweise mit Wellen, die den ganzen Bus erzittern ließen. Unser Weg führte uns bis Punta Cantor, direkt am Atlantik.
Doch zuerst zu unserer Reiseleiterin, die ein hervorragendes Deutsch gesprochen hat, und seit 25 Jahren Teil der Forschungsgruppe „Orca“ ist. Sie hat uns den ganzen Tag mit so unheimlich viel Hintergrundwissen versorgt - für mich ein Gewinn, kommen bei mir doch gleich nach den Pferden die Orcas - auch Killerwal genannt - gigantische, sehr sehr schlaue Tiere.
Aber bis dahin, ging es erstmal über die Insel, auf der man außer Natur nur noch ein paar kleine Schaffarmen vorfindet. Mit bei den Schafen leben auch die Ganacos, eine Unterart der Lamas. Sie leben hier wild zwischen all den tausenden Schafen. Leider fressen sie auch deren Gras und vor allem trinken ihr Wasser, dass zum Teil mit LKW auf die wasserarme Insel gebracht werden muss. Daher sind sie bei den Farmern nicht wirklich beliebt. Diese haben sogar die Erlaubnis, einige dieser geschützten Ganakos abzuschießen, und sie an ihre Schafe hütenden Hunde zu verfüttern.
Man rechnet - auf Grund des kargen Landes - hier ca. 2 Hektar Land pro Schaf.
Unser Fahrer Juan - der mit den Adleraugen - machte im weitläufigen Land immer wieder Tiere aus, für die er den Bus für uns am Straßenrand stoppte. Ob das Guanacos waren - wir haben heute sicher hunderte gesehen - , Schafe, Pampahasen, Nandus, Geier oder Pferde.
Auch konnten wir am Straßenrand mit ansehen, wie Schafe von Gauchos zusammen getrieben und dann verladen wurden.
Englang der Neerung erreichten wir Caleta Valdes, wo wir auf eine kleine Kolonie Magellan Pinguine trafen.
Die meisten hielten sich an der Wasserkante auf, oder auf ihrem Nest, aber zwei so vorwitzige Gesellen, sonnten sich im Besucherbad und schienen gerade zu wild darauf fotografiert zu werden. Zum knutschen.
Dann ging es weiter zur Forschungsstation der Orcas.
Hier gibt es ein ganz besonderes Phänomen, welches man sonst noch nirgendwo beobachten konnte. Eine Gruppe von 24 Orcas kommt regelmäßig in die Neerung, in der jede Menge Seeelefanten leben, und jagen direkt am Strand. Sie schwimmen auf den Strand auf und schnappen sich dort ihre Beute. Dies ist nur möglich, da die Strände hier ziemlich steil abfallen und aus kleinen groben Kieselsteinen bestehen, sonst wäre die Gefahr einer Strandung für den Wal zu groß.
Auf dem Schild an der Forschungsstation konnten wir lesen, dass die Wale bereits heute am Morgen zum jagen hier gewesen sind, während der Flut, drei Stunden vor unserem Besuch. Schade.
Unsere Reiseführerin erzählte uns auch, dass die Wale manchmal Pinguine fangen und mit ihnen spielten, sie aber nicht fraßen. Sie brachten sie den Forschern, wie Zuhause die Katze eine Maus ihrem Herrchen bringt. Die folgenden Bilder sind aus der Forschungsstation, dass man sich das mal vorstellen kann. Jeder der 24 Wale hat einen Namen und ist katalogisiert.
Hier gibt es auch eine Kolonie Seeelefanten, die allerdings die letzten Jahre schwer unter der Vogelgrippe gelitten haben, viele Tiere waren krank, viele junge Seeelefanten starben. Es sind in diesem Jahr ca. 65% weniger hier vor Ort.
Sie kommen hier an Land um Ihre Jungen zu bekommen und auch um sich zu häuten.
Ich hätte hier stundenlang stehen und auf das Meer schauen können, ein Ort mit so viel Seele.
Am nächsten Stopp, Punta Piramide, der einzige Ort auf der Halbinsel, legten wir einen Mittagspause ein. Der Ort selbst lebt von Touristen, die hier her kommen um Wale und andere Tiere zu sehen. Dazu fahren sie mit kleinen Booten hinaus in die Bucht. Auf uns wartete ein leckeres Mittagessen - argentinische Steaks, was sonst - im Restaurant Paradies. Hier verköstigte man uns Kreuzfahrer - angereist in 3 Bussen, über 100 Personen - ruckzuck mit warmen Encheladas, Steaks und zum Nachtisch ein Eis.
Die Busfahrt zum letzten Aussichtspunkt dieses Tages war abenteuerlich, die Schotterpiste ging in engen Kurven bergauf und bergab , was mich an unsere Jeep Safari in der Wüste von Dubai erinnerte. ;-)
Unten fanden wir dann eine Kolonie Seelöwen vor, und zur Krönung des Tages, konnten wir in der Bucht noch Wale beobachten. Weiter draußen, aber ich konnte doch bei dem Einen ausmachen, dass es sich um einen Orca handelte.
Wunschlos glücklich begaben wir uns auf den langen Heimweg, heute waren es ca. 340 km die wir zurückgelegt hatten, aber es hatte sich absolut gelohnt, wir haben wunderbare Erinnerungen mit Nachhause genommen.
Auf dem langen Rückweg erfuhren wir noch so einiges über Wale.
Sie kommen hier in die Bucht um sich zu paaren und ihre Kälber zu gebären, da das Wasser hier in der Bucht ruhiger ist, als auf dem offenen Meer. Und so tummeln sich in der Saison teilweise bis zu 400 Wale gleichzeitig in der Bucht von Golfo Nuevo.
Viel zu schnell ging dieser Tag vor über, wir erreichten unser Schiff und schon kurz darauf legten wir ab und verließen die Bucht
Beim Ablegen konnten wir beobachten, dass sich auf den „Abstandhaltern“ die Seehunde in der Sonne aalten.
Die Bucht mussten wir ganz langsam verlassen, mit Rücksicht auf Wale und in Begleitung von Delphinen, und als wir draußen waren, nahmen wir Fahrt auf zum nächsten Ziel, dem 990 Seemeilen ( 1833 km) entfernten Ushuaia.
Wieder ging ein unvergesslicher Tag zu Ende.
Eine kleine Zusammenfassung.
Sonntag, 17. November 2024
Seetag, auf dem Weg nach Ushuaia.
Um 10:30 Uhr heute am Morgen, fand für uns die zweite Sicherheitsübung statt. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass spätestens alle 30 Tage diese Übung für Alle statt finden muss. Also setzten sich alle - über 2000 Passagiere zuzüglich Crew - nach dem Notsignal mit ihren Rettungswesten in Bewegung, um sich in der AIDA Lounge registrieren zu lassen.
Nach getaner Arbeit, gab es einen Kaffee im Theatrium, und die neuesten Informationen unseres Lektores Christian Pötschke zu dem aktuellen Weg, der vor uns lag.
Am Abend bat Janina wieder zur Primetime in das Theatrium, heute aber mit Unterstützung des 3. Offizieres Jakob - den ich im Häkelkurs schon kennenlernen durfte - der uns auf Seekarten deutlich machte, was die nächsten Tage wundervolles vor uns lag.
Bevor wir - wie angekündigt - Ushuaia erreichen sollten, führt uns unsere Tour vorbei am Kap Horn.
Das legendäre Kap Horn ist der südlichste Punkt, bevor die Antarktis beginnt. Hier treffen die Weltmeere - der Atlantik und der Pazifik - meist mit Getose aufeinander. Aufgewühltes Meer, tosende Wellen, nicht selten auch mal 30 Meter hoch, sind hier Realität.
Hier vor hatte ich einen enormen Respekt, und mir war schon von Anfang an klar, hier holt mich die Seekrankheit sicher ein.
Und jetzt? Teilte uns Jakob - im voll besetzten Theatrium - mit, dass man das Wetter seit Tagen beobachtet, die Vorhersagen super sind - max. 6 Meter Wellen - und wir den Abstecher - die Umrundung des legendären Kap Horn - wagen können!
Was grandiose Aussichten für den nächsten Tag, da machte das Feiern am Abend mit der 80er Party doppelt Spaß!
Montag, 18. November 2024
Seetag
Nicht wer alt ist, weiß viel, sondern wer viel herumgekommen ist.
(Sprichwort aus der Türkei)
Kap Horn, dieser Tag sollte für uns in die Geschichte eingehen. Wir fahren um das Kap Horn!
Als es den Panama Kanal noch nicht gab, mussten so gut wie alle Schiffe - in der Regel Segelschiffe - auf Ihrem Weg vom Atlantik in den Pazifik - oder umgekehrt - das Kap Horn umsegeln. Diese Angelegenheit war bei der aufgewühlten See kein leichtes Unterfangen, und man schätz, daß am Kap Horn etwa 800 - 1000 Segelschiffe Schiffbruch erlitten.
Es war eine Mutprobe und der erste Segler, der das 1616 Kap erfolgreich bezwang, war der Holländer Jacob El Maire.
Später war dies oft überflüssig, oder auch mit den Motorgetriebenen Schiffen nicht mehr ganz so gefährlich.
Trotzdem konnte bei den letzten Weltreisen diese Umrundung nicht immer statt finden, man wollte ja die Schiffe nicht gefährden.
Aber heute sollte es klappen, es sagte sogar der Lotse, dass er ein solches ruhiges Wetter, mit strahlendem Sonnenschein, hier nur äußerst selten gesehen hat, wenn Engel reisen ….
Gegen 18.30 Uhr war es dann so weit. Wir kommen aus der Drake Passage und umrundeten die Insel traditionsgemäß gegen den Uhrzeigersinn, also leider die gute Sicht auf der Backbord Seite (unsere Kabine befindet sich auf der Steuerbord Seite) So schauten wir uns das Spektakel von Deck aus an, bei ungewöhnlichen 9 Grad, gefühlt - im starken Wind - aber Minus 5 Grad.
Es gibt eine kleine Gruppe Menschen, die das Kap schon mal erfolgreich umrundet haben - haben sie das ohne Motorkraft getan dürfen sie sich „Kap Hornier“ nennen. Wir fuhren aber mit Motorkraft auf den südlichsten Punkt zu.
Kurz vor diesem Punkt teilte uns unser Kapitän mit, dass er an diesem südlichsten Punkt das Tyhpoon dreimal erklingen lassen wird, und zu diesem Zeitpunkt die Maschinen für 5 Minuten komplett abstellen wird. So werden auch wir das Kap „umsegeln“
Es herrschte totale Stille, keine Maschinen, keine lauten Unterhaltungen, jeder von uns saugte diesen absolut emotionellen Moment in sich auf, und man konnte bei so manchem die Augen verdächtig schimmern sehen.
Und mit dabei der Gedanke, dass sich in diesem Moment unter uns vielleicht fast 1000 Wracks von Segelschiffen befinden und so viele Schicksale hier besiegelt wurden.
Wir sahen das stählerne Monument des Albatros auf der Insel auftauchen, und neben an das Haus des Leuchtturmwärters.
Der Leuchtturmwärter wohnt hier mit seiner Frau und den beiden Mädchen (11 und 14 Jahre alt) am absoluten Ende der Welt. In der Regel für ein Jahr, dieser hier hat jetzt schon das dritte Jahr beantragt.
Noch bei dem Verdauen der überwältigenden Eindrücke, wartete schon die nächste Überraschung auf uns. Der Kapitän erklärte uns, das wir in die Bucht der Insel einfahren werden, dort ein Boot zur Wasser lassen und für die Familie Geschenke überbringen werden.
Das kleine Schnellboot wurde zu Wasser gelassen, und besetzt mit Matrosen und mit der Staffkapitänin Kristina, setzte zur Insel über, und überbrachte Lebensmittel, frische Früchte, und Spielsachen für die Kinder. Und neben den vielen Wimpeln im Leuchtturmwärterhaus, von Schiffen die hier vorbei kamen, hängt in Zukunft auch ein Wimpel auf dem AIDA steht.
Nun dürfen wir uns zu den Glücklichen zählen, die das - mit AIDA - das erste Mal gemacht haben, bei ruhiger See, und traumhaftem Wetter, wir müssen Glückskinder sein, und wir wissen es zu schätzen.
Ich glaube wir waren uns alle dieses besonderen Momentes bewusst, und nahmen es mit Erfurcht wahr. Fürs Herz sang - der ca. 100 Mann starke Gästechor - an Deck „I am sailing“ und wir erwärmten uns nach 2 Stunden Kälte am heißen Glühwein und scharfer Currywurst am Pooldeck.
Ein Ausnahmetag ging zu Ende, und wir sind uns der Ehre absolut bewusst, dies heute erleben zu dürfen.
Fahre in die Welt hinaus. Sie ist fantastischer als jeder Traum
(Ray Bradbury, US-amerikanischer Schriftsteller und Drehbuchautor)
Dienstag, 19. November 2024
Bienvenido a Ushuaia - Herzlich willkommen in Ushuaia.
Ushuaia, die Stadt am Ende der Welt, am Beagle Kanal gelegen.
Nichts beruhigt die Seele mehr, als das Rauschen des Meeres.
(Unbekannt)
Nach unserem absolut aufregenden Abenteuer am gestrigen Tag - die Umfahrung des Kap Horn - freuten wir uns heute auf Ushuaia.
Heute am Morgen - ca. 2 Uhr - hatten wir einen kleinen Zwischenstopp in Porto Williams - nicht für uns Gäste - aber unser Schiff musste sich die Erlaubnis abholen, hier in chilenische Gewässer einfahren zu dürfen.
Den Zwischenstopp habe ich verschlafen, aber gegen 5 Uhr als ich erwachte, durfte ich den einmaligen Anblick der Morgenröte genießen, während wir in Ushuaia einliefen. Amazing.
Hier in Ushuaia, am südlichen Ende Südamerikas, treffen wir auf viele Forschungs- und Expeditionsschiffe, die von hier zu ihrer Fahrt in die Antarktis aufbrechen. Die Stadt wird auch das Tor zur Antarktis genannt. Es lag eine ganz besondere abenteuerliche Stimmung in der Luft am Anleger der Stadt. Es lag direkt vor unserem Balkon zum Beispiel die Riesenjacht World Voyager, für gut betuchte Reisende. Und weiter vorne konnte ich die Fridt Jof Nansen - ein Hybrid Powered Expeditionsschiff der Hurtigruten - entdecken.
Viele haben jede Menge Kajaks und Schlauchboote für ihre Anlandungen - an Stellen wo kein Schiff ankern kann - an Bord.
Hier liegt eindeutig ein Duft vom ganz großen Abenteuer in der Luft!
Ushuaia ist die südlichste Stadt Argentiniens und der ganzen Welt, kurz vor Kap Horn gelegen hat sie in etwa 73.000 Einwohner.
Sie liegt direkt am Beagle Kanal - welcher den Atlantik mit dem Pazifik verbindet - und vor der einmaligen Kulisse der Anden Ausläufer.
Das Wetter ist immer kühl und wechselhaft, regelmäßig regnet es und es bläst immer ein Wind.
Hier finden wir auch die südlichste Eisenbahn der Welt. Eine Schmalspurbahn, ursprünglich von Häftlingen gebaut. Von 1902 - 1947 diente Feuerland als Sträflingsinsel, und Ushuaia war eine Gefängnisstadt. Auch endet hier in der Lapatei Bucht die weltbekannte Panamerica Route, eine ca. 20.000 km lange Verbindung von Alaska bis hier zum südlichsten Punkt Amerikas.
Für heute hatten wir einen Ausflug über TripAdvisor „Zugfahrt am Ende der Welt und Nationalpark“ gebucht. Da dieser erst um 14 Uhr starten sollte, machten wir uns schon um 10 Uhr auf, um noch etwas von der Stadt zu sehen.
Unser erster Weg führte uns zu „den Schildern“ der Stadt, ein Selfi ist hier Pflicht. Das erste Schild - das historischere - konnten wir leider erst nach längerem Suchen ausfindig machen. Von Aufklebern „zugepappd“ hätten wir es fast nicht gefunden. Ich kann diesen neuen Trend - überall einen Aufkleber von sich zu hinterlassen - nicht wirklich nachvollziehen. Verunstaltet man damit doch eigentlich ganz schöne Orte.
Nach etwas Andenken shoppen und einem sehr leckeren Kaffee machten wir uns auf zum Treffpunkt am Infopoint in der San Martin 775. Hier wurden wir auf kleine Gruppen (18 Mann) aufgeteilt und bekamen unseren Bus, mit welchem wir uns auf den etwa 8 km langen Weg zum Bahnhof machten.
Wir waren eine lustige 6er Truppe vom Schiff, und passen so genau in die kleinen 6er Abteile im Zug, in den wir nach ca. einer Stunde anstehen am Schalter für die Eintrittskarten des Nationalparkes, endlich einsteigen durften.
Mit Kopfhörern ausgestattet hätten wir eigentlich die Geschichte der Eisenbahn auf Kanal 6 sogar in Deutsch verfolgen können. Leider waren die Hälfte der Buchsen nicht nutzbar. Den ersten Stopp machte der kleine - sehr langsam dahin schleichende Zug - an den Cascadas de la Macarena, einem kleinen Wasserfall, zu dem wir einige Stufen erklommen hatten.
Schon gleich am Anfang, beim Eintritt in den Park ist mir aufgefallen, hier sind unheimlich vielen Pferde am Wegesrand, und auch jetzt entlang der Zugstrecke immer wieder. Es sind wirklich Wildpferde, die 365 Tage im Jahr frei und ungebunden hier in der herrlichen Natur des Feuerlandes leben. Wir sahen immer wieder vereinzelte bunte Pferde, manchmal auch in kleinen Gruppen mit Fohlen bei Fuß.
Die aktuelle Eisenbahn hat nicht mehr die originalen Wagen, die heutigen sind speziell für die Touristen gebaut. Aber die Schienen sind noch diejenigen welche von den Sträflingen im Schweiße ihres Angesichts gelegt wurden. Wir sahen viele Baumstümpfe entlang des Weges, die Kurzen wurden im Sommer geschlagen, die höheren Baumstümpfe stammen von im Winter geschlagenen Bäumen - über der Schneegrenze.
Der nächste Weg mit dem Bus führte uns zum See mit dem südlichsten Postamt der Welt. Im Vorhinein hörten wir schon, dass dieses Postamt nur noch manchmal geöffnet ist und man sich den Stempel lieber in der Stadt schon holen sollte. Leider ist dieses Postamt mittlerweile komplett geschlossen.
Die Landschaft am See war einfach umwerfend, ich hätte stundenlang dort verweilen können und die einzigartige Natur betrachten.
Beim nächsten Halt an der Lapataibucht trafen wir auch auf das Schild, welches das Ende der Panamerika Route markierte. Die Panamerika ist eine Straße, welche sich über 20.000 km von Alaska durch ganz Nord- und Südamerika, bis hier unten an die Spitze des Kontinentes zieht. Und hier endet, oder beginnt die Straße, je nachdem in welche Richtung man fahren möchte.
Den Abschluß der Tour machte die Lago Roca Bucht, wo die Wellen mit viel Wind auf das Land trafen.
Die im Ausflug inkludierte heiße Schokolade holten wir uns im Laguna Negra Laden -hier kostet das Kilo selbst hergestellte Schokolade 80 Euro! - bevor wir uns nach 10 Stunden und 20.000 Schritten auf den Beinen auf den Weg zurück zum Schiff machten.
Wieder vorbei an der Fridt Jof Nanasen, die es mir schon angetan hat, ich hatte - zugegebener Maßen - auch schon mal ihren Fahrplan studiert.
Wir hatten keine Eile, unser schwimmendes Zuhause würde heute erst um 2 Uhr in der Nacht die Pier verlassen.
Nach einem sehr leckeren Abendessen, genoßen wir noch einen kleine Rundgang über Deck, und einen Glühwein an der Pool Bar, und freuten uns über den schönen Abendhimmel. Schon wieder im Schiffsinneren bemerkte ich allerdings, dass das noch nicht alles gewesen sein sollte, und ging wieder an Deck, um vielleicht noch ein paar Aufnahmen zu machen.
Was mich da erwartete war einfach unglaublich, der Himmel brannte über Feuerland. Ja, ich weiß, dass der Name Feuerland von den Lagerfeuern der Ureinwohner kommt, welche die Entdecker der Insel als erstes gesehen haben als sie anlandeten.
Aber mir ging sofort durch den Kopf: Feuerland brennt. Mir wurde in dem Moment bewusst, ich glaube ich habe nie zuvor etwas schöneres gesehen, dass kann einem schon mal Pipi in die Augen treiben. Seht einfach selbst.
Leider macht - meinem Mann und mir - seit ein paar Tagen eine Erkältung zu schaffen und uns fehlt eine ordentliche Schippe Schlaf. So war ich auch in dieser Nacht um 2 Uhr noch wach, als die AIDA Sol langsam und leise Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt verließ, um sich auf den 309 Seemeilen ( 572 km) langen Weg nach Punta Arenas in Chile zu machen.
Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt, und es kam ein etwas Wehmut bei mir auf, als die Stadt am Horizont kleiner wurde, hier wäre ich doch gerne noch ein bischen geblieben.
Auch hier noch eine kleine bildliche Zusammenfassung.
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